«Ich finde es sehr schön, an Weihnachten zu arbeiten»
Pflegefachfrau Nicole Schmid von der Spitex Otelfingen und Umgebung unterwegs zu ihren Klientinnen und Klienten. Foto: zVg
Seit 22 Jahren besucht Pflegefachfrau Nicole Schmid von der Spitex
Otelfingen und Umgebung (ZH) ihre Klientinnen und Klienten –
oft auch an den Feiertagen. Dabei erlebt sie viele schöne Momente, doch gehen ihr schwere Schicksale in dieser Zeit auch besonders nahe.
An den Festtagen zu arbeiten, mache ihr nichts aus, sagt Nicole Schmid. «Ich finde es sogar sehr schön.» Die 57-Jährige ist Pflegeverantwortliche mit einem 90-Prozent-Pensum bei der Spitex Otelfingen und Umgebung (ZH), ihrer Arbeitgeberin seit 22 Jahren. «Allerdings haben wir keinen Spätdienst, sondern arbeiten in der Regel nur bis 18 Uhr.» Dies werde sich mit dem Zusammenschluss mit der Spitex Regional Bezirk Dielsdorf im Januar 2026 ändern, sagt die Pflegefachfrau HF.
«Die Stimmung ist an den Feiertagen schon ein wenig anders als sonst – vielleicht liegt es auch an mir, weil ich Weihnachten so gern mag.» Nicole Schmid und ihre Spitex-Kolleginnen haben jedes Jahr ein wechselndes Geschenk für ihre Klientinnen und Klienten dabei – mal ist es ein kleiner Weihnachtsstern oder eine Handcreme, mal ein grosser Spitzbub beziehungsweise für Diabetiker ein feiner Tee. «Kleine Aufmerksamkeiten, die auch Verwendung finden», ist Nicole Schmid überzeugt.
Das liebste Weihnachtslied gemeinsam singen
Nicht alle Klientinnen und Klienten haben ihr Zuhause weihnachtlich dekoriert – weil sie es nicht wollen oder nicht mehr können. Gerne lässt die Pflegefachfrau bei ihrem Besuch fröhlich-besinnliche Stimmung einkehren, etwa, indem sie auf ihrem Handy ein Weihnachtslied abspielt oder die Melodie während der Pflege summt. «Ich frage, ob sie es kennen und welches denn ihr liebstes Weihnachtslied ist – und das singen wir dann gemeinsam», erzählt sie. «Die meisten geniessen es, wenn unser Einsatzplan es zulässt, an den Festtagen auch einmal fünf Minuten länger zu bleiben und einfach ein bisschen zu reden – doch stossen wir ebenso auf Verständnis, wenn es nicht möglich ist.» Bei acht bis 16 Klienten und Klientinnen am Tag bleibe wenig Spielraum; das sei an Weihnachten leider kaum anders.
Viele ältere Menschen würden an den Festtagen von ihren Familien besucht oder zur Feier abgeholt, doch einige verbrächten Weihnachten auch ganz allein. «Meist sind dies Männer, deren Frau verstorben ist oder die vielleicht nie geheiratet haben und kinderlos geblieben sind. Bei anderen wohnen die Angehörigen im Ausland oder man lebt seit Jahren im Streit», erzählt Nicole Schmid. Mit einfühlsamen Worten gelänge es ihr meist, die allenfalls niedergeschlagene Stimmung aufzuhellen.
Das letzte Fest im vertrauten Daheim
So manche schwere Schicksale gehen der Pflegefachfrau besonders nahe. Etwa wenn sich bei älteren Eheleuten der Partner oder die Partnerin in einer Palliativsituation befinde und der dringende Wunsch der beiden sei, das letzte gemeinsame Weihnachtsfest im vertrauten Zuhause zu erleben. «Letztes Jahr durften wir eine schwer kranke, jüngere Klientin betreuen, die die Weihnachtszeit noch daheim mit ihrem Mann und den erwachsenen Kindern verbringen konnte, Anfang Jahr ist sie dann gestorben. Es war eine sehr schwierige Situation für die Familie – so etwas berührt mich natürlich auch», sagt Nicole Schmid. Zwar habe sie mit den Jahren gelernt, sich innerlich abzugrenzen und nicht alles mit nach Hause zu nehmen: «Doch manchmal gelingt das nur bedingt.»
Ob die Spitex für die Klientinnen und Klienten an den Festtagen besonders wichtig sei, vermag die Pflegeverantwortliche nicht zu sagen: «Ich denke, die Spitex ist immer wichtig für alle Menschen, die Pflege zu Hause brauchen. Aber jene, die sonst alleine sind, schätzen den Besuch an den Festtagen vielleicht umso mehr.»
Die Familie zu Hause am grossen Tisch
Meist feiert Nicole Schmid am 1. Weihnachtstag zu Hause in Boppelsen (ZH). Dann besuchen sie ihre erwachsenen Kinder und deren Familien – sie darf sich bereits über zwei Enkelkinder freuen –, ihre Mutter sowie ihre Schwester mit Mann und Kindern. «Ich habe genug Platz und einen grossen Tisch», erklärt die begeisterte Gastgeberin.
Hat Nicole Schmid, wie in diesem Jahr, an Heiligabend frei, engagiert sie sich meist ehrenamtlich in der Kirche und kocht für Menschen aus ihrer Gemeinde, die sonst allein wären. «Ich habe auch einmal einen Klienten zu diesem Anlass eingeladen. Er hat sich zwar darüber gefreut, ist aber doch nicht erschienen», erinnert sie sich.
«Eine friedlichere Welt und dass die Menschen einander mehr begegnen, statt auf Abstand zu gehen», nennt Nicole Schmid abschliessend ihre Wünsche fürs neue Jahr. «Gerade ältere Menschen sollten mehr einbezogen werden, statt dass man sie aufs Abstellgleis schiebt – das schafft Zusammenhalt statt Einsamkeit.»
Dieser Artikel wurde im Spitex Magazin von Spitex Schweiz veröffentlicht und hier mit freundlicher Genehmigung reproduziert.
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