Major in der Armee – Pflegeprofi im Knonaueramt

Vereint zwei Welten: Sarah Birolini in Uniform vor der Geschäftsstelle der Spitex Knonaueramt in Affoltern a.A. Foto: zVg
Sarah Birolini arbeitet als diplomierte Pflegefachfrau bei der Spitex Knonaueramt – und macht bei der Armee Karriere.
Sarah Birolini, Sie wurden gerade zum Major befördert. Herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das genau?
Major ist ein militärischer Grad und die Beförderung freut mich sehr. Meine Funktion bleibt aber dieselbe: Ich leite als Chefin Pflege beim Spitalbataillon den Pflegedienst. Ich bin verantwortlich für die Ausbildung der Soldat/-innen im Pflegebereich, unterstütze bei der Organisation von Wiederholungskursen für Spitalsoldat/-innen und stelle sicher, dass das eingesetzte Personal über das nötige Fachwissen verfügt.
Spitex und Militär – eine ungewöhnliche Kombination. Wie kam es dazu?
Das Militär faszinierte mich schon als Kind. Mein Vater war in Grindelwald im Wiederholungskurs, wir machten in der Nähe Ferien und besuchten ihn oft. Mit 20 absolvierte ich die Rekrutenschule bei der Logistik als Übermittlungssoldat. Zivil machte ich eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete als Fachfrau Justizvollzug im Gefängnis. In einer Neuorientierungsphase fragte ich meine Mutter nach meinem Traumberuf als Kind: «Kinderkrankenschwester». Ich begann mit einem Pflegehilfekurs beim Roten Kreuz und merkte schnell, dass ich angekommen war. Schon während der ersten Wochen meldete ich mich für die Ausbildung zur Pflegefachfrau an – die ich vor zwei Jahren abgeschlossen habe.
Im Militär war ich bereits Führungsgehilfe, der nächste Schritt zur Chefin Pflege lag nahe. Lernende, die ich zum Austausch in die Spitex schickte, waren begeistert. Ich bewarb mich bei der Spitex Knonaueramt – und sehe mich bis heute bestätigt. Der direkte Kundenkontakt ergänzt meine Führungsrolle im Militär ideal.
Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Spitex und Armee?
Die Rollenverteilung ist ähnlich: operative und fachliche Führung. Beim Spitalbataillon berate ich den Bataillonkommandanten als Fachperson, ähnlich wie eine Pflegefachkraft die Zentrumsleitung. Ich beurteile zum Beispiel, wie viel Personal und Material für eine ambulante Station mit 100 Betten nötig ist. Auf dem Papier wirkt vieles klar, doch erst vor Ort zeigt sich, was wirklich gebraucht wird. Das ist bei Spitex-Einsätzen oft ähnlich.
Kommen sich Ihre beiden Engagements manchmal in die Quere?
Die Spitex Knonaueramt sowie meine Vorgesetzten in der Armee unterstützen mich vollumfänglich. Es braucht beidseitiges Verständnis – und das bekomme ich. Wenn der Marschbefehl kommt, muss ich gehen. Umgekehrt muss ich vielleicht während eines Einsatzes einen Spitex-Kurs besuchen. Auch ein Blick in die Mailbox oder ein Telefonat zwischendurch ist für beide Seiten in Ordnung – sie profitieren ja ebenfalls.
Wie das?
Ich bin seit 20 Jahren Offizierin und trainiert, in Stresssituationen Ruhe zu bewahren und Entscheidungen zu treffen. Das hilft bei Notfällen, etwa während der Tagesverantwortung bei der Spitex. Umgekehrt schicke ich als Chefin Pflege Spitalsoldat/-innen in Pflegeinstitutionen. Wenn dort bekannt wird, dass ich bei der Spitex arbeite und den Alltag kenne, öffnet das Türen. Für mich ist es die ideale Kombination.